Zahlreiche Interessierte bei der Ortsteilführung Lehenbühl – veranstaltet vom Heimatdienst Legau
Über 70 interessierte Teilnehmer an der Führung durch den Ortsteil Lehenbühl konnte der Heimatdienst Legau verbuchen.
Moritz Heckler und Josef Heckelsmiller ließen in ihren Vorträgen historische, vergangene Tage an drei Stationen wieder greifbar lebendig werden.
Der Name Lehenbühl geht wohl schon auf die Keltenzeit zurücke. „Leh” war dort die Bezeichnung für einen Ort, eine Stelle – „bühl” bedeutete die Anhöhe. Am Platz der heutigen Lehenbühlkirche wurde künstlich eine Erhöhung geschaffen. Von anderen Orten, die den selben Namen tragen, ist bekannt, dass dies keltische Kultstätten gewesen sind. So wird dies auch vom Legauer Ortsteil Lehenbühl angenommen, so Moritz Heckler.
An der Mariensäule beginnend, wusste Moritz Heckler zu berichten, dass dies aktuell bereits die dritte Säule ist, die eine Marienstatue trägt. Von der ersten Säule ist nichts überliefert, außer, dass diese durch eine andere ersetzt wurde. Die Madonnenfigur aus Sandstein, die auf der zweiten Säule stand, steht heute in Kaltbronn in einer Wegkapelle.
Josef Heckelsmiller referierte dann über die Schmiede und Maschinenfabrik Eisenmann (zuvor März und Osterrieder), heute Lehenbühlstr. 27, in der neben landwirtschaftlichen Schmiedearbeiten ab 1936 auch die Eisenmanntraktoren gefertigt wurden. Motor und Getriebe wurden zugekauft, die restlichen Teile wurden in der Maschinenfabrik Eisenmann gefertigt. Es wurden ca. 60 Traktoren gebaut – 8-10 Mitarbeiter waren 3-4 Wochen an einem Fahrzeug beschäftigt. Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde die Produktion eingestellt.
Weiter ging es dann zur Lehenbühlkirche, deren 300-jährige Grundsteinlegung in diesem Jahr gefeiert wird. Das Jahr der Fertigstellung der jetzigen Wallfahrtskirche wird dauf ca. 1750 datiert. Die Vorgängerkirche stand wohl schon an der selben Stelle und nicht, wie oft irrtümlich vermutet, an der Stelle des heutigen Pestfriedhofs.
Das Benefiziatenhaus, das Anwesen Eisenmann und das Mesmerhaus, Geburtshaus von Josef Heckelsmiller, sind die ältesten Gebäude in Lehenbühl. Josef Heckelsmiller berichtete über die Besitzverhältnisse der Anwesen und über die Menschen, die diese bewohnten. Er brachte hier auch einige Anekdoten zum Mesmerdienste, der bis zur jüngsten Zeit auf dem Anwesen Lehenbühlstr. 43 lag. So hatte der Mesmer sich zur stiftkemptischen Zeit auch um einen sorgsamen Umgang mit den Kerzen zu bemühen – das geschmolzene Wachs musste wieder gesammelt werden und wenn die Kerzen unnötig abbrannten, wurde der Wachsverbrauch dem Mesmer finanziell zur Last gelegt. Zudem hatte er sich aus dem Dorfgeschwätze herauszuhalten.
Moritz Heckler erklärte zudem auch das Wesen des Benefiziums, das neben der Pfarrei eingerichtet wurde, um die Pilgerströme zur Muttergottes bewältigen zu können.
Der Abschluss des wiederum sehr interssanten Spaziergangs war im Pestfriedhof. Geschichtlich ist über den Pestfriedhof und über die dort Beerdigten nicht sehr viel überliefert. Etwa im Rhythmus von 20 bis 30 Jahren grasierten im 17. Jhh. Seuchen, die die Bevölkerung mehr oder minder stark dezimierten. 1635 wütete die Pest in Legau grausam. Innerorts waren nach dieser Welle von 65 Anwesen noch 5 bewohnt und außerorts von 127 Anwesen nur noch 10. Diese Toten wurden ziemlich sicher an der Stelle des heutigen Pestfriedhofs beerdigt, da das Grundstück schon immer zur Lehenbühlkirche gehörte. So fanden die Gestorbenen in geweihter Erde ihre letzte Ruhestätte.
1740 gab es in Raggen ein Gefecht zwischen den Kaiserlichen und Franzosen. Die dort gefallenen Franzosen wurden auf dem Legauer Friedhof (damals noch hinter der Pfarrkirche gelegen) in freien Gräbern beerdigt. Dies missfiel jedoch den Legauer Bürgern und die Gebeine wurden in den Pestfriedhof um gelegt. Als man herausfand, dass die Soldaten auf württembergischen Boden gefallen sind, wurden diese abermals verlegt und zwar in den Friedhof von Hofs.
Dieser Artikel kann nur in Auszügen widergeben, was die beiden Referenten, Moritz Heckler und Josef Heckelsmiller, zu Lehenbühl parat hatten. Historische Fakten, stets gespickt mit Anekdoten, die das Leben aus vergangenen Tagen noch anschaulicher werden ließen, gaben diesem Abend die ganz besondere Note.